Galerie/Literarisches

Büro-Gespräche

Die Münzen stehen Kopf, unterstützt von den Filzstiften und dem Kugelschreiber. Das Kuvert öffnet sich langsam, ohne zu wissen, warum. Ein kleiner Käfer sucht das Weite, hinkend am 36. Bein. Das Tesaband glänzt selbstzufrieden auf dem Tisch und freut sich stolz dazusein. Das Bild im goldenen Rahmen spöttelt: Ich bin Wirklichkeit. Kein Rahmen der Welt glaubt das. Die Tintenpatronen liegen noch faul in ihrer Schachtel, wohlbehütet von zwei Büroklammern, die sich abwechselnd mit einem Hemdknopf vergnügen. Selbst die Briefmarken ordnen sich zu einer Reise oder Urteil. Ein schrecklicher Gedanke fuhr der Füllfeder durch die Hülse: Ich hab`vergessen zu unterschreiben! Die Batterie lacht energiegeladen über so viel Schwäche und der Nagelclip verzwickt sich, weil er scharf ist. Nur die Visitenkarte, halb verdeckt von einer zweiten, zeigt Gelassenheit und Adresse. Es fehlt die Internationalität, ruft das türkische Wörterbuch. Ein bisschen Französisch würde mir gut tun! Ohne zu wissen, daß das Englische hinter ihm her ist. Der Bestellkatalog brummelt über hundert Büchertiteln und Unmengen CDs. Ich bin ein Ausverkauf, sagt er manchmal verständlich, aber sehr günstig. Ich auch, dachte der Kaugummi, nachdem er als einziger einer Packung übriggeblieben war. Niemand mag mich mehr, meint er. Ein flotter Cancan begleitet dieses Vorhaben. Die Münzen stehen immer noch Kopf, unterstützt von Filzstiften und einem Kugelschreiber, doch das Kuvert ist plötzlich zu. Es weiß nun, daß es sich geöffnet hatte. An der gummierten Kuvertöffnung klebt das 24. Bein des hinkenden Käfers. Der Radiergummi grinst und die halbleere Tintenpatrone verkündet: Ich weiß, ich weiß........

Takt - Los

Die Mazurka lacht den Bolero aus. Du schwingst zuviel. Wann wirst du lernen, den Schritt zu laufen. Die Takte schreien empört auf und lassen aus Protest die Melodie im Stich. Der Taktstock erstarrt vor Schreck in der Luft und denkt, wo soll ich hin mit meinem Trieb. Die Trommel, die Trommel, sie muss mechanisch werden. Die Melodie versinkt in tiefen Schlaf. Hektisch und A-tonal schnattern die Posaunen, wo ist unser Takt. Verdrossen schnarren die Celli, wieder nichts, wieder nichts. Die Tschinelle tuscht, erregt vor Zorn, und fordert das Triangel auf zu vibrieren. Oh Schreck, die Geigen im Chor, wie soll es weitergehen. Die Pauke, in Erinnerung an eine frühere Boleronacht mit dem Takt, schwingt leis und zaghaft ihr Gefühlfell. Die Mazurka schweigt, der Bolero erwacht, die Melodie ist in jener Nacht dem Takt verfallen.

La vien rose

Leise sieht man die nebelverhangene Landschaft. Nichts ist zu hören im Körper. Die Maus unterhält sich mit der Nachtigall, aber die Katze räkelt sich auf dem Schoß des Hundes. Niemand sagt ein Wort. Alles blickt starr und nichts bewegt sich. Die Melodie heißt, nun fällt es mir wieder ein, la vie en rose. Eine Fliege stört meine Andacht, so auch der Klavierspieler. Er ist schlecht und klimpert auf den Rippen eines Tierkadavers. Der Herbst ist braun, gelb, rot und schwarz wie ein Frack, der auf einem Krokodil klebt. Die Schlange lacht darüber und ist froh, nicht selber einen tragen zu müssen. La vie en rose, in blau, und alles verschwindet. Der Bleistift zeigt auf das Papier und betont die magic world. La vie en rose..... Der Taschenrechner geht ins Schattendasein über und überlegt sich, ohne Energie, ob er weiterleben soll. Schau mich bitte nicht so an, ich weiß nicht, was ich mir dann denken soll. Mein Hund ist immer da, die Sonenbrille verdunkelt sich vor Scham. Die blauen Augen blitzen in den Himmel und so wird alles wieder gut. Kein Donner begleitet diesen Blitz und kein Regen folgt den Tränen. Die Liebe zum Bier entwickelt beim Hopfen große Macht. Leise ist die Wirkung und niemanden stört es. Leise sieht man die nebelverhangene Landschaft. La vie en rose....

Zahnlos

Der zahnlose Löwenzahn spricht zur Dotterblume, wie wär`s mit einer Kreuzung? Nun, du dumme Löwenblume, ich bin kein Dotterzahn! Geh zu deinesgleichen, versuchs mit einem Hahn!